CREAtion & COMPOSItion
Neben der Möglichkeit über Literatur zu diskutieren (> L'ATUR°), gibt es jetzt auch die Möglichkeit eigene Texte und Kompositionen zu veröffentlichen.Sonntag, 1. Februar 2009
Montag, 8. Dezember 2008
mut
es kommt es geht
verrinnt
du wärst du würdest
verrinnt
ich?
verrinnt
blödes Wort
verirrt
die zeit
kostbar
nicht geld
geschenk
gerinnt nicht
verrinnt aber
ohne mich
Montag, 18. August 2008
Montag, 28. April 2008
Montag, 7. April 2008
Dienstag, 1. April 2008
Hoher Besuch
Beim Biergenuss brachen bei besuchenden Bekannten
Chardonnay, Champagner, cremige Cocktails,
cancelten ‚comme il faut‘sche Charakterzüge.
Durch das Dahintrinken diverser Destillate
Einzelne erwähnten ekstatisch einstige Essstörungen,
Feuchtfröhlichem Fauxpas folgte freizügiger Fauxpas.
Gasgefüllte Gedärme generierten
Herablassen herangezüchteter Hohlraumfüller
half hernach Hüften, Haare, Hintern heiterer herumzuschwingen.
Sonntag, 23. März 2008
Samstag, 22. März 2008
Dienstag, 18. März 2008
fractured
that i was quite a broken man
and when i finally got that point
it took a while to re-anoint
still does but
now i get back
to where i started from
just a little more aware
of who i was and you were there
Freitag, 7. März 2008
Ich suche die nackte Wahrheit, doch ich traue mich vor lauter Scham und Unsicherheit nicht, sie zu entkleiden. Stattdessen habe ich sie die letzten Jahre immer wieder in andere modische Kleider gehüllt und ihr oft viel zu enge Schuhe angezogen. Von diesen bekam die Wahrheit Blasen, vor denen mir in dem Maße, wie sie eiterten, grauste.
Patrickeum
Museum der Kindheit... oder das Patrickeum
Ich war nie ein begeisterter Museumsbesucher - ehrlich gesagt, empfand ich Museen als etwas Fremdes, als mir fernstehend. Ich konnte mit den alten großen Mauern, mit der Geschichte, die in den Räumen verstaut war, beinahe zusammengepfercht, nie einen besonderen inneren Bezug herstellen. Somit sind meine Kenntnisse über Museen nur beschränkt hilfreich – und meine emotionale Motivation sogar ein wenig hinderlich...
Doch wenn ich es an mir ist, ein eigenes, ganz persönliches Museum meiner Kindheit zu beschreiben, ja sogar zu erschaffen, dann muss ich meine Ressentiments überwinden. Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als Sie alle herzlich willkommen zu heißen zu der Eröffnung des Museums meiner Kindheit.
Wenn ich mich kurz vorstellen darf: ich bin der Kurator der Sammlung, verantwortlich für die Ausstellung (oder sollte ich besser sagen: das Produkt derselben?).
Sie sehen auf den ersten Blick, dass dies kein gewöhnliches Museum ist. Im alten Griechenland war das Museum das Heiligtum der Musen. Dieses Gebäude, kann man als ein Patrickeum bezeichnen – das Heiligtum des ‚vergangenen Patricks’. Wir wollen uns in den nächsten Minuten Zeit nehmen, in die Kindheit Patricks einzutauchen. Einer beinahe vergessenen Welt...
Sie mögen sich fragen, warum wir hier nur die Kindheit ausstellen? Keine Angst – Die Ausstellung wird täglich erweitert, jedoch mit Vorsicht für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dies liegt daran, dass der Kurator viele Begebenheiten und Situationen Patricks noch nicht vollständig gesichtet hat. Bevor die Besucher sich darüber ihr Mundwerk zerreißen, sollte die Materialien noch ordnungsgemäß aufbereitet werden.
Wir beginnen in der Eingangshalle.
Sie sehen fünf Gänge, die sie beschreiten können. Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass sie die Möglichkeit haben, das Museum lediglich durch einen Gang zu besuchen. Es ist Ihnen nicht gestattet, zur Eingangshalle zurückzukehren und einen anderen Weg zu wählen. Der Gang, den Sie wählen, wird bestimmen, durch welche Sinne Sie die Kindheit Patricks wahrnehmen. Sie können entweder nur sehend, hörend, riechend, schmeckend oder tastend das Patrickeum durchschreiten.
Wählen Sie weise!
Sie da, mit dem komischen Hut – ich werde Sie begleiten. Nennen wir es einen persönlichen Rundgang (Bin ich wirklich so selbstlos, wie Sie meinen? – Natürlich nicht, ich möchte selbst das Patrickeum hörend erleben...).
Nein, ich gehe vor!
Wir sehen, hören, fühlen, schmecken und riechen uns am Ausgang wieder!
Warum ist es denn hier so laut? Wer schreit mir hier mit unermüdlicher Kraft ins Ohr? Ach ja, meine kleine Schwester – noch als Baby. Laut, plärrend, kreischend – unangenehm. – gehen wir weiter. Vielleicht haben wir hier falsch begonnen... Wer legt denn hier die Reihenfolge fest?
Geräuschvolle Kulisse, dröhnend – durcheinander sprechende, brüllende, sich selbst inszenierende, schrille Verkäufer, die .....
Ach, ja – das war im Urlaub in Rumänien – am Markt.
Bin ich froh, dass ich jetzt nicht riechen muss... oder dieses Gedränge... ich versteh kein Wort...
„Nein, nimm du es!“ „Jürgen, wenn du nicht sofort, den dreckigen....“. (Aufgeregte Stimmen, die schuldzuweisend, angsterfüllt, ungewohnt schrille Töne anschlagen). Meine verehrte Dame – vielleicht darf ich Sie gleich zu unserem nächsten auditiven Höhepunkt begleiten (ich will Sie nur von dieser unangenehmen Situation fortlocken, bevor sie mitbekommt, was hier passiert ist... – sollte dieses Stück schon im Patrickeum ausgestellt sein? Es bedarf einer neuerlichen Sichtung...).
Verzeihen Sie, wenn ich Sie so grob dem Ausgang entgegenschleife, aber hier waren einige unzuverlässige Mitarbeiter am Werk, die einige Kisten aus dem Depot „Verdrängtes“ versehentlich (hoffe ich, sonst setzt hier eine Kündigungswelle ein) ausgepackt und aufgebaut haben. Das Patrickeum bleibt bis auf weiteres geschlossen. Ich bitte um ihr Verständnis.
Auf Wiedertasten, - schmecken, - riechen, - hören und - sehen.
Sonntag, 2. März 2008
Schlag 13 (Literarische Auseinandersetzung mit E.T.A. Hoffmann)
SCHLAG 13
Metallener Schall beschlägelte unsere Trommelfelle, bis sie im Gleichtakt schwangen. „Schlag 11“, bemerkte Clara lakonisch. „E.T.A. Hoffmann schrieb tatsächlich ‘clock eilfe’. So nah waren Deutsch und Englisch einander in der Romantik - ‘muss nicht’ wurde noch wie das englische ‘must not’ gebraucht -“, schaltete ich mich zu, holte kurz Luft : „Eine romantische Geschichte gefällig - passend zu Zeit und Ort?“ - „Kein Bedarf“, wehrte Ernst ab. „Red weiter mit dir selber.“
Nach einer Viertelstunde stillem Selbstgespräch (der Zeitmesser die schlagende Turmuhr) konnte ich nicht mehr an mich halten. „Vier junge Leute im ausgekerzten Pfarrheim, Glockengeläut im Viertelstundentakt spießt ihnen die Haare empor“, begann ich.
„Keine Geschichte hab ich gesagt!“ fuhr Ernst auf. „Oder du hängst heute nacht in einer der Glocken, als zusätzlicher Schlägel.“ Antonia hatte jedoch den Widerhaken am Wort geschluckt: „Die Haare emporspießen? Was soll denn das heißen?“ „Uns stehen sie natürlich nur noch zu Berge. Bei E.T.A. allerdings . . .“ „Keine Klugscheißerei, Theodor! Du weißt, was dir sonst blüht. . .“ zürnte der männliche Zweitteil unserer Runde. „. . .ein Veilchen so blau und grün wirst du mich schlagen“ zitierte ich. Weil sich Ernsts Schönwettergesicht zu verfinstern drohte, lenkte Clara ein: „Trink deinen Eristoff aus, wir sind schon beim zweiten Glas und du hast noch nicht einmal daran genippt.“ Antonia hakte ein: „Geduldeter Protestant, halte dich an unsere Rituale.“
Ich erwiderte angriffslustig: „Nennt sich dieses Ritual: Pokulieren bis zum Wirbel?“ In Ernsts Gesicht zuckte es erst leise, dann aber crescendo durch alle Muskeln, so dass zuletzt fortissimo sein vollstes Unverständnis mir entgegenblickte: „Theodor, du sprichst in Rätseln. “ Clara wurde deutlicher: „Willst du die Güte haben, deine Rätselworte uns Unerleuchteten zu erklären?“ Ich beschwichtige: „Also das ist so: Wenn den Romantikern „saufen“ zu ungehobelt klang, dann bedienten sie sich des Ausdrucks „Pokulieren“. Und weil dieses Wort seinen Ursprung im „Pokal“ hat, zeichnete E.T.A. diesen in sein Tagebuch , manchmal mit Flügeln versehen, was dann hieß: vom Alkohol beflügelt. Bereit für meine Geschichte?“ „Wehe!“ drohte Ernst. Antonia aber hatte noch nicht genug: „War es denn für Frauen in dieser Epoche schicklich, soviel zu . . . äh . . . pokulieren?“ Ich hatte es tatsächlich wiederbelebt, das Wort - in ihrem Munde. Trotzdem blickte ich etwas ungläubig. „Nein, nicht unbedingt.“ „Dann war es besonders mutig von Frau Eteeah, soviel Alkohol zu konsumieren.“ „Aber Antonia“, lachte ich: „E.T.A. ist doch nur eine Abkürzung für Ernst Theodor Amadeus!“ „Achso“, machte sie darauf kleinlaut.
„Und was heißt nun Wirbel?“ frug Clara. „Rausch! Rausch!“ sang Ernst im Gleichklang mit der Turmuhr, die halb schlug. Mir schauderte unter meiner verschwiegenen Außenhülle. „Sehr romantisch“, kommentierte ich, doch Ernst übertönte mich: „Aber jetzt wird getrunken! Auf den Herrn!“ Ich, Antonia, Clara (Der Chor?) antworteten: „Auf den Herrn!“ und küssten die Gläser, bevor der Eristoff durch unsere Kehlen fackelzugen durfte. „Wegen euch werde ich heute Nacht vollkommen berauscht sein.“„Hoff’ Mann!“ wortwitzte Clara. Ernst wollte ihr um nichts nachstehen und rief freudig alkoholen: „Der EriStoff, aus dem die Träume sind!“ Ich nahm noch einen FackelZug und bemerkte: „Wenn ich eine Marienerscheinung auf dem Tisch stripteasen sehe, bringt ihr mich nach Hause, ja?“ Obwohl ich wieder tolle Fratzen von meinen Kirchenfreunden erwartet hatte, las ich im Text ihrer Mimik nur Gleichgültigkeit.
Die Turmuhr schlug Dreiviertel und meine Haare bergten erneut. „Was wir hier durchmachen, nenne ich chinesische Glockenschlagfolter. Mensch kann gar nicht mehr denken, weil er ständig auf den nächsten Schlag wartet, der ihn ängstet.“ „Dann denk halt nicht“, meinte Ernst, der mit Antonia Arm in Arm weiter Alkohöllisches zu sich nahm. Draußen windete es hörbar und schluchzendes Trommeln an die Fensterscheiben verriet mir, dass die schwarzen Wolkenschafe ihre Blasen geöffnet hatten. „Eine unheimelige Atmosphäre, findet ihr nicht?“, versuchte ich die versiegte Konversation neu zu bequellen. „Genau die richtige Stimmung für meine romantische Geschichte.“ Ich wartete auf Widerspruch, auf heftiges Einhalt gebieten, doch es blieb aus. „Erzähl!“ kapitulierte Clara, vom Alkohol ermattet.
„Zerbrüchelte Fassade, zersprungene Glocken – der Anblick seines Arbeitsplatzes war dem Priester W. ein Dorn im Auge, den er sich herauszuziehen vorgenommen hatte. Doch das Geld aus der Kollekte -“ -“Klingelbeutel!“ protestierte Clara. „Wie dem auch sei - nur für die Fassade langte es, die Glocken blieben weiter heiser. Nun verlegte er sich erst aufs Beten, dann aufs Fluchen. Das half. Ein Mann erschien, drückte dem Priester genügend Goldstücke in die Hand, hatte aber eine Bedingung: Er musste ihm seine Seele verkaufen. Dem Priester war das ein zu hoher Preis, er gedachte aber mit einer List heil aus der Sache zu kommen. ‘Wenn die Turmuhr dreizehn schlägt, dann gehört meine Seele dir’,bot er als Gegenleistung. Dieser Fall konnte ja niemals eintreten. Sein Gegenüber war einverstanden und wurde vom Lidschlag des Priesters gelöscht.“
„Es machte ihm mehr Freude als vorher, seine Schäfchen zu behirten. Der Ton der neuen Glocken beflügelte ihn. Allerdings trieb es ihn regelmäßig spät nachts in den Glockenturm hinauf. Es war, als müsste er sie beaufsichtigen, dass sie nur zwölf Mal schlugen und keinen Schlag mehr.
Eines unschönen Tages, die Straßen waren vom Regen getauft, stieg er pünktlich um Mitternacht erneut in den Kirchenturm. Doch als der zwölfte Schlag verklungen war, fühlte er sich von hinten gepackt. Der Teufel war zurückgekehrt und schleuderte den Priester mit dem Kopf gegen die Glocke. Das war der dreizehnte Schlag - und er hallte noch lange nach.“
Draußen zeuste und thorte es zum Finale romantisch-unheimelig . „Wie hat es euch gefallen?“ fragte ich in die Runde. Antonia schlief an Ernsts Schulter, der davon unbekümmert weiter gläserte . Auch von Clara war keine Antwort zu erwarten, denn sie stand im Begriff, durch die Tür zu entschwinden. „Wo willst du hin?“, konnte ich gerade noch fragen. „Zu den Glocken, dreizehn schlagen“, erwiderte sie in einem speziellen Tonfall, einer Mischung aus Wahnsinn und Gleichgültigkeit, der nichts Gutes erahnen ließ. Dann fiel die Tür in die Angeln. „Hast du das gehört, Ernst?“ Der griff jedoch ins Leere und bemerkte: „Sie hat die Eristoff-Flasche mitgenommen.“ „Sie wird doch meine Geschichte nicht allzu wörtlich genommen haben?“, ängstete ich mich. „Oder will sie uns etwas beweisen?“ Antonia war währenddessen aus ihrer Schlafbetrunkenheit aufgeschreckt: „Ihr müsst sie unbedingt aufhalten“. „Denkst du denn, Theodor, dass sie sich vom Turm stürzen will, weil sie sich vom Alkohol beflügelt denkt?“ versuchte Ernst seine Nervosität zu überspielen . Antonia war in der Stimmung eines Scharfrichters: „Aus dir bellt bloß der innere Schweinehund. Ihr wollt doch nur darüber hinweg täuschen, dass euch beide die Schuld trifft, wenn ihr etwas passiert. Du mit deiner Geschichte und du mit deinem - mit deinem - Pokulieren! Du müsstest doch wissen, dass sie nichts verträgt. Jetzt kümmert euch gefälligst drum!“ Ich war sofort bereit, ihrem Befehl Folge zu leisten. Jedoch hatte das an mir saugende Sofa etwas dagegen, es wollte von seiner Beute nicht lassen. Ich warf mich nach vorne und handbremste an der Tischkante, um mich daran hochzuziehen. Kerzen Sofa Freunde wirbelten um mich. Ich ließ mich aber nicht beirren und steuerte auf die Tür zu, die mir auswich. Nur Ernst verhinderte meinen Sturz.
Die Glocken schlugen den Auftakt, als wir in die Nähe des Uhrturmes kamen. War der metallene Schall mir schon zuvor laut vorgekommen, erfuhr er noch eine Steigerung. Dicke Hertzgewächse schlangen sich um unsere Körper. Jeder Schlag bepaukte das Trommelfell, schlug hepheist mit dem Hammer auf den Amboss ein, besprang rüde den Steigbügel – alle Gehörknöchelchen gerieten in Bewegung. Auch die Natur wollte dem nicht nachstehen. Windsbräute und –igame hochzeiteten und schwangen ihre siebenkatzenschwänzige Regenpeitsche im Glockentakt. Blitze zogen Trennlinien in den Himmel, Hand in Hand mit dem Donner.
Ungerührt stand Clara neben den Glocken und folgte ihren Schwingungen mit dem Blick. Ernst rief, wurde jedoch von den Salutschüssen des Unwetters übertönt. Die Angst um Clara und eine Regenpeitschenhieb ernüchterten mich. „Komm da weg, du fällst dich noch zu Tode“, malte Ernst den Teufel an die Wand. Der zwölfte Schlag erklang, genau als wir bei ihr angelangt waren und den Versuch unternahmen sie wegzuzerren. Doch sie machte sich los, wir, von ihrem Gewicht befreit, fielen rücklings. Sie wird springen. Sie hat ihr Publikum.
Ihr Arm holte aus - wir warfen uns im Liegen nach vor, um wenigstens ihre Füße zu greifen. Im selben Moment zerscherbte etwas an der Glocke. Claras Gesicht ging ruhig über den unseren auf - der Glockenton stand noch in der Luft. Das Geräusch vorhin musste die Eristoff-Flasche gemacht haben. Clara hatte sie als Schlägel verwendet. Es klang sehr von oben herab, als sie „Schlag 13“ lallte.